Das an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelte Institut für Deutschlandforschung und die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. setzen sich in dem langjährigen Kooperationsprojekt ,,Gewalt, Verfolgung und Freiheitskampf bezeugen“ mit der Diktatur des DDR-Regimes auseinander. Das Projekt betreut und begleitet u.a. ehemalige Dissidenten und politisch Verfolgte, die als Zeitzeugen in Schulen über ihre Geschichte als Opfer des DDR-Unrechtssystems berichten. Dr. Cevdet Gürle, der den Grundkurs Geschichte Q2 am Ernst-Barlach-Gymnasium leitet, hat als Zeitzeugen Alexander Richter in den Unterricht eingeladen. Die Schüler, die sich derzeit im Rahmen der Deutschlandfrage mit der Geschichte der DDR auseinandersetzen, hatten so die Möglichkeit hautnah Gesichtsunterricht zu erleben. Alexander Richter, Jahrgang 1949, hat den ,,Alltag“ in der DDR über drei Jahrzehnte erlebt. Der Schriftsteller, der heute in Emsdetten wohnt, beschrieb in seinen ersten Roman ungeschminkt die DDR. Für die SED-Justiz war das ein Fall von ,,staatsfeindlicher Hetze“ und sollte mit sechs Jahren Zuchthaus bestraft werden. Richter musste von diesem fast drei Jahre im Zuchthaus Brandenburg absitzen bis er von der Bundesrepublik freigekauft wurde. Alexander Richter stellte sich den zahlreichen Fragen der Schüler und erzählte von den Erfahrungen, die seinen Lebensalltag in der DDR bestimmte, die Erfahrungen des Aufenthalts im Gefängnis und die anfänglich schwierige Zeit nach seinem Freikauf in Westberlin. Die Schüler beteiligten sich aufmerksam und neugierig am Gespräch mit dem Zeitzeugen. ,,Betroffene und Opfer der SED-Diktatur als Zeitzeugen in den Unterricht einzubinden, ermöglicht den Schülern die Schönfärberei der SED-Diktatur in der öffentlichen Wahrnehmung kritisch zu beäugen. Gleichzeitig ist der Besuch eines Zeitzeugen ein Beitrag für die Stärkung des demokratischen Bewusstseins in einer jungen Generation, die die Differenz von Diktatur und Demokratie nur noch von Hörensagen kennt“, so Dr. Cevdet Gürle.
Das Foto zeigt die Schüler des Grundkurses Geschichte der Q1 mit Dr. Cevdet Gürle (links), Alexander Richter (rechts) und Detlef von Dechend (Mitte, Leiter der Opfer des Stalinismus e.V. In NRW)